Tipps & Tricks
Ein naturnaher Garten ist vielfältig und reich belebt. Dabei heisst naturnah nicht ungepflegt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Ordnung zu wahren und Schädlinge loszuwerden, ohne dabei Pestizide zu verwenden. Zudem weiss sich ein giftfrei gepflegter Garten selbst zu helfen: Durch die höhere Artenvielfalt ist er resistenter gegenüber Schädlingen und Krankheiten und bietet vielen nützlichen Bewohnern ein Zuhause.

Unkraut loswerden
Spriessendes Unkraut im Garten, auf Wegen und Plätzen ist so mancher Hobbygärtnerin und manchem Kiesplatzbesitzer ein Dorn im Auge. Zum Glück gibt es verschiedene Wege, einen Umgang damit zu finden, ohne zur Chemiekeule zu greifen.
Lernen Sie Ihr Unkraut schätzen!
Was ein Kraut zum Unkraut macht, ist nur unsere Definition. Und was für den einen lästig ist, ist für die andere nützlich oder schön. Manchmal lässt sich der Kampf gegen vermeintliches Unkraut einfach dadurch umgehen, dass man seine positive Seite erkennt.
- Unkraut fördert die natürliche Schönheit des Gartens: Wildblumen gelten oft als Unkraut, sind aber auch ein farbenprächtiger Anblick.
- Unkraut stärkt die Abwehrkräfte des Gartens: Wilde Blütenpflanzen bieten Nahrung und Lebensraum für Nützlinge und machen den Garten so resistenter gegen Schädlinge.
- Unkraut dient als Grundlage für die biologische Schädlingsbekämpfung: Aus Brennnesseln lässt sich eine Jauche herstellen, die Blattläuse beseitigt und als Dünger wirkt. Ein Rezept dazu findet sich im Gartenbuch.
- Unkraut bietet so manchen Gaumenschmaus: Viele Wildpflanzen sind auch für uns essbar. Einige davon gelten sogar als besonders gesunder Powerfood. Rezeptideen gibt es zum Beispiel vom Unkraut-Gourmet.
So halten Sie Unkraut von Wegen und Plätzen fern
Auf befestigten Flächen wie Wegen und Plätzen sind Herbizide verboten. Wenn das Unkraut wirklich stört und weg muss, empfehlen sich folgende Methoden:
- Regelmässig mit einem kräftigen Besen wischen, um Humus und Samen vorbeugend zu entfernen.
- Regelmässig jäten bevor das Unkraut versamt und alle Pflanzenreste umgehend entsorgen.
- Besonders hartnäckiges Unkraut mit kochendem Wasser übergiessen. Das verbrüht die Pflanze samt Wurzeln.
- Fugen und Ritzen regelmässig mit einem Fugenkratzer auskratzen und mit Mörtel oder Fugensand auffüllen oder noch besser kleine Blumen wie Mastkraut, Sternklee oder Hungerblümchen in den Fugen ansäen.
- Wenn das alles zu mühsam klingt: Pflegeleichte Varianten wie Schotterrasen und Rasengittersteine anlegen.
Schützen Sie Ihre Beete
Auch in Beeten macht sich Unkraut gerne breit. Hier müssen Massnahmen besonders gezielt zum Einsatz kommen, damit sie den umliegenden Pflanzen nicht schaden. Am einfachsten geht’s, wenn das Unkraut gar keinen Platz zum Wachsen hat.
- Rindenmulch oder Sägemehl auf den Wegen zwischen den Beeten unterdrückt die Ausbreitung von unerwünschten Kräutern.
- Bodendecker wie Kapuzinerkresse, Walderdbeeren oder Habichtskraut lassen Unkräutern weder Platz noch Licht zum Wachsen.
- Jäten ist auch in den Beeten die beste und gründlichste Methode. Am besten entfernt man das Unkraut schon, bevor es versamt.

Schädlinge bekämpfen
Schädlinge wie Blattläuse, Schnecken oder Milben können passionierten Gärtnern schon einmal die Zornesröte ins Gesicht treiben. Zum Glück gibt es aber zur Vertreibung von all diesen Gartenplagen eine Vielzahl von natürlichen und ungiftigen Mitteln.
Holen Sie sich tatkräftige Hilfe von Nützlingen
In der Natur hat jedes Wesen natürliche Feinde. Einige davon können wir uns im Garten zu Nutze machen. Auch wenn viele dieser Nützlinge abschreckende Namen haben, werden sie erfolgreich im Garten und in der Landwirtschaft eingesetzt und darum extra gezüchtet. Sie sind im Handel erhältlich, zum Beispiel beim Biogarten Andermatt.
- Marienkäfer und auch deren Larven fressen gerne Blattläuse. Die gepunkteten Glücksbringer können im Handel bestellt und direkt auf die befallenen Pflanzen verteilt werden, falls es im eigenen Garten zu wenig davon hat.
- Nematoden sind winzig kleine Fadenwürmer, welche als Pulver gekauft und mit Wasser gemischt mit der Giesskanne ausgebracht werden können. Sie sind äusserst wirksam im Einsatz gegen Trauermücken, Dickmaulrüssler, Erdraupen, Gartenlaubkäfer und Schnecken.
- Engerlinge können bekämpft werden, indem man mit einem Pilz der Gattung Metarhizium geimpfte Gerstenkörner in die Gartenerde einarbeitet. Der Pilz breitet sich unterirdisch aus, befällt die Engerlinge und verhindert so Schäden an Pflanzenwurzeln.
- Raubmilben wirken gegen andere Milbenarten, Thripsenlarven, Trauermücken, Springschwänze, Wurzelläuse und Erdflöhe. Wenn sie keine Beute mehr finden, verschwinden sie von selbst.
- Schlupfwespen legen ihre Eier zum Beispiel in die Larven von weissen Fliegen, die dadurch absterben. Auch bei ihnen muss man sich keine Sorgen machen, dass sie selbst zum Problem werden. Sobald sie alle Schädlinge beseitigt haben, sterben sie ebenfalls.
- Das Bakterium „Bacillus thuringiensis“ ist gegen den Buchsbaumzünsler und eine Reihe von weiteren Raupen wirkungsvoller als Chemie. Das Bakterium befällt die Raupen, ohne andere Nützlinge zu schädigen.
So werden Sie mit der Schneckenplage fertig
Die schleimigen Kerle sind der Schrecken jedes Gemüsegärtners. Eine einzige Nacht genügt ihnen, um ganze Beete zu zerstören und frisch gesetzte Pflanzen zu verschlingen. Glücklicherweise kann man sich auch vor gierigen Schnecken giftfrei schützen. Dafür gibt es zum Beispiel folgende Möglichkeiten:
- Nematoden ausbringen: Die fleissigen Fadenwürmer, sind vor allem gegen noch nicht ausgewachsene Exemplare von Nacktschnecken wirksam, grosse Schnecken können einen Nematodenbefall überleben.
- Mechanische Barrieren schaffen: Ein Schneckenstopp für Einzelpflanzen oder ein Schneckenzaun rund um das ganze Beet verhindern das Eindringen von Schnecken in den Gemüsegarten.
- Sammelstellen einrichten: Wer fleissig dabeibleibt, kann die Schneckenpopulation durch Absammeln unter Kontrolle halten. Dafür eignen sich von Schnecken geliebte Lockpflanzen wie Tagetes (auch Studentenblume genannt) oder im Garten ausgelegte Bretter oder Ziegel. Sie ziehen die Schnecken an und erleichtern das Einsammeln.
- Verbündete finden: Die Tigerschnecke, auch grosser Schnegel genannt, indische Laufenten und Igel sind dabei besonders hilfreich. Ihre Leibspeise sind nämlich Nacktschnecken. Tigerschnecken kommen bei uns recht häufig vor und sind als Freunde im Garten zu begrüssen. Laufenten können auch für Kurzeinsätze gemietet werden und Igel zum Beispiel mit Holzstapeln oder Ast-Laubhaufen angelockt werden.
- Durch die Kombination mehrerer Methoden bekommt man ein besonders gründliches und langanhaltendes Resultat.
- Wenn gar nichts mehr hilft: Bio-Schneckenkörner als letzte Massnahme einsetzen. Sie sind für Haustiere, Igel, Vögel und Regenwürmer unschädlich, das in ihnen enthaltene Phosphat belastet aber Böden und Gewässer. Auf konventionelle Schneckenkörner sollte aber unbedingt verzichtet werden, denn sie sind für viele Tiere giftig.
Setzen Sie auf Hausmittel
Viele Mittel zur Schädlingsbekämpfung haben wir zuhause. Weitere können wir ganz einfach selber herstellen. Das geht schnell, spart Geld und schont Gesundheit und Umwelt.
- Milchsäurebakterien greifen den Mehltau an. Eine Milch-Wasser-Dusche (Verhältnis 1:9) ist darum ein effektives Mittel gegen leichten Mehltau-Befall.
- Knoblauch-Tee (40 Gramm Knoblauch auf 5 Liter heisses Wasser, 3 Stunden stehen gelassen) vertreibt, wenn man ihn auf die betroffenen Pflanzen sprüht, Schädlinge wie zum Beispiel Blattläuse.
- Jauche aus Rhabarberblättern (500 Gramm Blätter in 3 Liter Wasser kochen) wirkt gut gegen Raupen und Blattläuse. Wenn man die Pflanzen regelmässig damit besprüht, beugt die Jauche auch gegen Krautfäule und Mehltau vor.
- Nachlesen: Viele weitere Pflanzen geben ebenfalls einen wirksamen Sud. So hilft Ackerschachtelhalm gegen Sternrusstau, Spinnmilben und Schor; während Holunderblätter gegen den Kohlweissling vorbeugen. Grundrezepte zur Zubereitung finden sich beispielsweise auf Smarticular.
Wenn all diese Massnahmen keine Wirkung zeigen und die Schädlinge Überhand nehmen, möchte man vielleicht doch einmal zum synthetischen Pestizid greifen. Einige Wirkstoffe sollten aber in jedem Fall vermieden werden. Sie sind so schädlich für Gewässer, Insekten oder unsere Gesundheit, dass sich ihr Einsatz einfach nicht lohnt. Eine Auswahl findet sich auf der No-Go-Liste.

Schädlingen vorbeugen
Besser als jede Bekämpfungsstrategie ist es, wenn Schädlinge von Anfang an keine Chance haben. Deshalb lohnt es sich, so gut wie möglich vorzubeugen. Das gilt nicht nur, wenn man einen Garten neu anlegt. Viele Vorbeugemassnahmen können auch später noch umgesetzt werden.
Schaffen Sie Lebensräume
Viele kleine Helfer finden sich gerne im Garten ein, wenn sie den passenden Unterschlupf finden. Laub- und Steinhaufen, eine dichte Hecke oder sogar ein kleiner Teich bieten ein Zuhause für Igel, Eidechse, Blindschleiche und Erdkröte. Diese Tiere sind nicht nur spannend zu beobachten, sondern helfen auch bei der Schädlingsbekämpfung. Sie fressen Nacktschnecken und verschiedene Insektenlarven.
Finden Sie geeignete Nachbarn
Einige Pflanzen wirken abschreckend gegen Schädlinge und können so nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Nachbarn schützen. Wer ein Beet neu anlegt, kann sich das zunutze machen und erspart sich damit Arbeit.
- Basilikum, Knoblauch und Schnittlauch sind resistent gegen Mehltau. Gleichmässig zwischen den anderen Pflanzen im Beet verteilt, unterbrechen sie die Ausbreitung des Pilzes.
- Zwiebeln halten Möhrenfliegen, Spinnmilben und Pilzkrankheiten fern. Sie sind darum vor allem für die anfälligen Erdbeeren und Karotten gute Nachbarn.
- Lavendelduft wirkt abschreckend auf Läuse und Ameisen. Das Kraut eignet sich darum gut als Garteneinfassung.
- Grundsätzlich ist eine Mischkultur der beste Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten.
Was Sie sonst noch tun können
Wichtig ist auch die optimale Vorbereitung des Bodens, die geschickte Wahl von Sorten und Standorten sowie eine passende Fruchtfolge, welche Pflanzen Sie also nacheinander ins Beet pflanzen. Detaillierte Infos dazu finden sich beispielsweise auf der Website des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL (etwa zu Steinobst, Gemüse und Zierpflanzen-Anbau).